Robert fällt aus der Rolle
Auch in diesem Jahr habe ich meinen Adventshelden gefunden. Er stammt aus einer Geschichte, die Bruno Schlatter geschrieben hat. Wir haben seine Geschichte vor vielen Jahren in ein Krippenspiel an Heilig Abend in der Schlosskirche in Bad Dürkheim umgewandelt. Der Held dieses Krippenspiels und damit mein Adventsheld 2022 heißt: Robert. Robert spielt den Herbergschef. Das ist nicht seine Traumrolle. Engel oder Hirte – das wäre es gewesen. Stattdessen: „Verzieht Euch! Wir haben hier keinen Platz mehr!“ Nicht schön! Und als Maria bei der Aufführung des Spiels an Heilig Abend fleht: „Hab Erbarmen, guter Wirt! Mein Kind kommt und wir brauchen doch einen warmen Platz, an dem wir bleiben können!“, zögert Robert einen Moment und dann strahlt er auf einmal über sein ganzes Gesicht. „Kommt doch herein! Es ist zwar ziemlich voll hier im Haus, aber wir kriegen Euch schon noch unter und etwas zu essen haben wir auch! Es ist doch Weihnachten!“
Eine Wendung, mit der keiner der Zuschauer und Zuschauerinnen gerechnet hat. Das Krippenspiel endet an dieser Stelle und der Rest der Weihnachtsgeschichte wird erzählt und nicht mehr gespielt. Fazit: wie schön, wenn hin und wieder einer „aus der Rolle fällt“ und einfach nur ein guter Mensch ist, der die Not anderer sieht und danach handelt. Mein Adventsheld Robert ist zwar nur erfunden, aber er taugt zum Vorbild, hat er doch viel davon verstanden, was Advent, Weihnachten und Gott-kommt-zu-den Menschen aus den Menschen und der Welt machen kann.
Ich wünsche allen einen gesegneten 4. Advent.
(Text: Pfarrer Gerd Kiefer, Foto: Collage von einem Tür-Bild von Pexels auf Pixabay und einem Kerzen-Bild von 8926 auf Pixabay)