Advent, die Zeit des Wartens beginnt. Auf jeden Fall für die Kinder. Weihnachten war für mich als Kind immer der Geschenkevent des Jahres. Auf ihn lebte ich in den dunklen Tagen hin. Geschenke im Licht des Weihnachtsbaumes sind doch etwas ganz anderes als Geburtstagsgeschenke. Außerdem Ferien, beide Eltern zu Hause, viel Schokolade.
Für Erwachsene ist der Advent eher eine Zeit des Planens – Geschenkelisten, Termine für die Verwandtenbesuche koordinieren – und was soll es zu Essen geben?
Dabei ist das Warten so viel verheißungsvoller als das Planen. Das haben die Kinder den Erwachsenen voraus. In der Zeit des Wartens ist noch Raum für anderes, Planen nimmt den Menschen ganz in Beschlag. Das Warten ist offen für Unerwartetes, das Planen will es vermeiden. Das Warten lässt Raum für Gott in der Welt, das Planen schließt Gott aus.
Sicher, ohne Planen geht es nicht. Ohne Planen können keinen Straßen gebaut und keine Schienen verlegt werden, guter Schulunterricht braucht Planung und eine Operation ebenso. Aber wenn es um Gott und sein Kommen in diese Welt geht, dann hilft Planen nichts. Dann ist Warten besser. Wie die beiden Alten aus dem Lukasevangelium: Hanna und Simeon. Zwei alte Menschen, die täglich im Tempel warteten. Ihnen ist das Warten vielleicht auch einmal lang geworden. Aber das haben die Alten wieder mit den Kindern gemeinsam – dass sie besser warten und die Verheißung des Wartens erleben können.
(Text: Dr. Michael Gärtner, Foto: Shlomaster auf Pixabay)